Nachhaltigkeit und ESG:
CIOs müssen den Weg durchs Datenlabyrinth weisen

Nachhaltigkeit steht auf der Agenda aller Unternehmen weit oben. Environmental, Social, Governance – kurz ESG – verlangt Transparenz über die Nachhaltigkeitsauswirkungen von der Produktion bis zum Endverbrauch(er). Dabei geht es bei weitem nicht (mehr) nur um öffentlichen und politischen Druck. Für Unternehmen wird ESG zu einer fundamentalen Finanzierungsfrage. Der DAX 50 ESG bildet etwa die 50 größten deutschen Unternehmen ab, die im regulierten Markt der Frankfurter Wertpapierbörse notiert sind und über gute ESG-Werte verfügen. Banken scheinen Verbündete sein zu wollen im Kampf gegen den Klimawandel, indem sie Kredite an ESG-Werte koppeln und neue entsprechende Fondsgesellschaften setzen genauso auf nachhaltiges Wirtschaften wie Ratingagenturen einen genauen Blick auf die ökologischen, sozialen und ökonomischen Parameter werfen. Dieser wirtschaftlich, politisch und sozial getriebene Veränderungsdruck stellt Unternehmen neben den Herausforderungen der digitalen Transformation vor die Aufgabe, ihre Wirtschaftsweise fundamental nachhaltig(er) zu gestalten. Eine zentrale Rolle kommt dabei der IT und damit den CIOs zu.
Erkenntnis ist die Basis für Lösungen. Leider sieht es in der Praxis aber noch erstaunlich unprofessionell aus, wenn Unternehmen versuchen, ihre ESG-Footprints zu aggregieren. Da geht dann beispielsweise eine große Versicherung daran, in allen ihren Niederlassungen Stromverbrauch, Klimaanlageneinsatz oder den CO2-Austausch ihrer Fahrzeugflotte zu eruieren und sammelt alles in Excel-Listen. Was hier zwar steinzeitlich anmutet, aber irgendwie noch funktioniert, wird beim großen Automobilhersteller schlicht unmöglich, der von der Verwaltung über die Produktion bis zu Lieferketten und endgültigen Produkt alle ESG-relevanten daten sammeln, gewichten und optimieren muss.
Hier braucht es digitale Methoden und pro-aktive, in Business und Chancen denkende CIOs. Transparenz setzt klare Standards voraus und eine erstklassige Datenlage. Nur eine intelligente Datenstrategie ermöglicht es Unternehmen, ihre eigenen Prozesse, Produkte und Services zu analysieren und Informationen über Abläufe und Lieferketten zu sammeln, die eine zentrale Grundlage bei der Entwicklung neuer Ansätze und Ideen bilden.

Denn: Unternehmen müssen nicht nur Banken und Investoren überzeugen, sondern ihre ESG-relevanten Daten auch in betriebswirtschaftliche Ergebnisse transformieren und entsprechendes Effizienzpotenzial ausschöpfen, indem sie businessrelevante Datenmuster identifizieren und nutzen. Die dazugehörigen Algorithmen, die diese Daten in wertvolle Informationen für Unternehmen verwandeln, entwickeln sich rasant weiter. Dieses Wachstum zeigt sich unter anderem im exponentiellen Anstieg wissenschaftlicher Arbeiten und Erkenntnisse zum Thema Künstliche Intelligenz.

ESG und Digitalisierung stellen vielerorts parallele Herausforderungen dar, da viele Organisationen auch im letzteren Bereich noch lange nicht dort sind, wo sie sein wollen oder sollten. Es gilt also, Schritt für Schritt, parallel voranzukommen, Komplexität zu reduzieren und zu einer größtmöglichen, individuellen Transparenz in Sachen Nachhaltigkeit zu kommen. Basis und Schlüssel ist und bleibt für die Unternehmen die Entwicklung und Umsetzung eines einheitlichen, unternehmensweit durchgängigen Datenmodells.

ESG-Reports sind heute häufig noch in der Retrospektive gedacht und verfasst. Zudem sind sie einmalige Pflichtübungen für Geschäftsbericht und Hauptversammlung. Es ist an den CIOs, die ESG-Daten zu einem kurzfristig wiederkehrenden Steuerungsinstrument der gesamten Unternehmensführung zu transferieren. Die Analysen müssen nach vorne ausgerichtet sein und über Einsparungen und Effizienzsteigerungen ökonomische Chancen eröffnen – und damit den CIO weiter als unternehmerisch denkenden und handelnden Vorstand auf Augenhöhe positionieren und aufwerten. Wer heute die Lösungen von Morgen denkt und entwickelt, steht vor einer wirtschaftlich erfolgreichen Zukunft. Die Entwicklung von Daten, Technologien und Wissen schafft Chancen, alte Lösungen und Geschäftsmodelle durch neuere, effizientere und effektivere zu ersetzen. Für Unternehmen ist es von entscheidender strategischer Bedeutung, diese Veränderungen zu antizipieren und den eigenen Wandel hin zu einer nachhaltigen Wertschöpfung anzustoßen.