Das digitale 24-Stunden-Rennen: Wer bremst verliert!
An Buzzwords und Megatrends herrscht wahrlich kein Mangel: Künstliche Intelligenz, digitale Supply Chain, Plattformökonomie und Geschäftsmodell-Innovationen, 5-G Mobility, Customer Experience, Operational Efficiency, Compliance, Nachhaltigkeit und CO2-Bilanz der gesamten Wertschöpfungskette – die Digitale Transformation ist auch eine (rhetorische) Revolution.
Will ein Unternehmen im Rennen um die digitale Zukunft vorne dabei sein, gilt scheinbar ausgerechnet ein aus der Zeit gefallenes Motto: Wer bremst verliert! Als dieser „Mackerspruch“ in den 80ern so manches analoge Nummernschild begleitete, beschränkten sich digitale Transformationen allerdings auf den Austausch des werkseitig eingebauten Radios durch eine Hifi-Anlage Marke Kenwood oder Pioneer.
Schon damals machte nicht jeder Trend Sinn. Moden wurden selten zu Traditionen. Das gleiche gilt heute – allein die Entscheidungsnachfrage und Geschwindigkeit hat sich vervielfacht. Mache ich einen unternehmerischen Fehler, wenn ich auf einen aktuellen digitalen Zug nicht aufspringe? Bin ich als CEO oder CIO Morgen obsolet, wenn ich nicht mit Vollgas digital durchstarte? Wie schaffe ich kurzfristig neue Geschäftsmodelle, ohne alte zu kannibalisieren? Wo entstehen Kosten- und Wertsynergien zwischen Geschäftsmodellen und wie nutze ich diese?
Datenflut und viele Perspektiven
Planvolle digitale Transformation hat immer einen inneren und einen nach außen gerichteten Fokus. Der Blick nach innen zielt auf gesteigerte Effizienz, Verschlankung von Geschäftsprozessen, Datentransparenz und -nutzung sowie Kostenreduzierung. In der Außenperspektive steht die Customer Engagement an erster Stelle. Allein schon das Management dieser dualen Perspektive stellt viele Unternehmen vor große Herausforderungen.
Neue technologische Lösungen ermöglichen es, den konsequent zu Ende gedachten 360°-Kundenfokus und alle damit verbundenen Prozesse zu optimieren. Customer Experience erfordert einen herausragenden Kundenservice mit klar identifizierbarem Mehrwert. Einfache Anpassungsfähigkeit, kurze Einführungsphasen und schnelle Innovationszyklen, umgesetzt durch Minimal Viable Products (MVP) und IT-Architekturen auf Basis von Mircroservices, ermöglichen flexible und rasche Antworten auf gestiegene Markt- und Kundenanforderungen.
Die Digitale Transformation in der Innenperspektive triff gewöhnlich auf historisch gewachsene Altsystem- und Lösungslandschaften, als digitale DNA des existierenden Geschäftsmodells. Eine rasche, in einfachen Schritten vollzogene Ablösung, Erweiterung oder Anpassung ist oftmals nicht ohne erhebliche Transformationsschmerzen und Risiken möglich.
Die Lösung liegt in einer IT mit sinnvoller zeitlichen Taktung, in der Digitale Transformationsinitiativen abhängig von Innen- und Außenwirkung und einer Risiko- und Kostenabwägung unterschiedlich schnell umgesetzt werden.
Die Konzentration auf den aktuell wichtigsten und richtigen Fokus – wie nachhaltige, wertschöpfende Teilstrecken und Projekte mit Leuchtturmeffekt – ist eine der wichtigsten Führungsaufgaben. Grundvoraussetzung für das Gelingen ist die Identifikation der eigenen digitalen Ausgangslage, der Aufbau eines digitalen Transformations-Portfolios und die Ableitung einer stringenten Digital-Roadmap.
Wer in Teilstrecken denkt, Raum für Flexibilität und Anpassung lässt und im eigenen Fahrerlager aktiv Veränderungswille und -akzeptanz fördert, kommt ohne Bremse aus und kann intelligent Vollgas geben.
Das digitale Transformationsrennen geht weiter oder hat in manchen Bereichen gerade erst begonnen. Obwohl Vollgas das Gebot der Stunde zu sein scheint, sind eine überlegte Rennstrategie mit Einteilung in sinnvolle Etappen, überlegte Bremsmanöver sowie mehrere Rennteams wesentliche Erfolgsfaktoren.