„Data Driven Desaster“ – von der Daten-Anarchie zur
digitalen Govenance
„Wir werden Data driven!“ – man könnte meinen, digitale Datenpools wären das neue Klondike. In fast jeder Branche herrscht Goldgräberstimmung was das Thema Daten angeht. Klar, neue Technologien und Trends wie Edge Devices oder datenbasierte Entscheidungsfindungen schaffen immer neue Daten, die es Unternehmen ermöglichen, ihre Angebote zu digitalisieren, zu individualisieren und digitale Produkte oder Services anzubieten. Nach einer Studie von New Vantage Partners investieren ca. 97 Prozent der Unternehmen in Big Data und Artificial Intelligence. Der Zugriff auf Daten sowie deren richtige Einordnung und kommerzielle Verarbeitung stellt einen mächtigen Wettbewerbsvorteil für die Zukunft dar. Gleichzeitig ergeben sich für die Unternehmen gerade bei strategischen und unternehmenskritischen Themen, wie wie etwa ERP / SAP, immense Herausforderungen.
HANA, HANA, HANA
Der Daten-Hype bringt eine Vielzahl an Chancen mit sich und stellt Unternehmen aktuell vor mindestens genauso große Herausforderungen. Eine der größten ist die Migration von ECC auf S / 4 HANA. Mit dieser Migration ist ein ganzes Bündel relevanter Fragestellungen verknüpft. Viele ergeben sich vor allem aus der Tatsache, dass diese Migration eine riesige Chance darstellt, Datentöpfe zu bereinigen und Datenstrukturen glatt zu ziehen. Der Datenmigration muss also eine entsprechende Selektion vorausgehen, in deren Zug Intransparenz transparent wird. Es gilt also folgende Fragen zu beantworten:
• Welche Daten und Prozesse nehmen wir mit ins neue System?
• Wer entscheidet darüber und wer ist der richtige Ansprechpartner?
• Wer hat die Skills dies zu diskutieren und die Kompetenz dies auch zu entscheiden?
• Und: Wem „gehören“ die Daten überhaupt?
Um die Chancen, die sich aus dem Bewirtschaften der Daten ergeben, zu nutzen sowie alle Herausforderungen gekonnt zu meistern, gibt es nur eine kluge Lösung: Data Governance!
Trust the Governance!
Data was? ! Data Governance ist ein Rahmenwerk, das die Grundlage für den Umgang mit und die Bewirtschaftung von Daten in einem Unternehmen für alle Stakeholder bildet. Doch wer kann ein solches Data Governance Framework ins Leben rufen und ownen? Hier kommt die IT ins Spiel. Die Zeiten, in denen IT mit „den Jungs im Keller“ assoziiert wurde, sind vorbei. Die Anforderungen an die digitalen Fähigkeiten des Unternehmens sowie an das IT-Team sind in den vergangenen Jahren rasant gestiegen. Die IT sollte in diesem Zusammenhang die Rolle des Enablers und Trusted Advisors in Sachen Technologie und Daten unternehmensweit an- und einnehmen. Sie stellt das Governance Framework bereit, um das Unternehmen zu befähigen, die generierten und zu generierenden Daten effektiv und effizient nutzen zu können. Darüber hinaus wird die IT zum Tech-Berater und
unterstützt das Business dabei, Daten auszulesen, zu interpretieren und weiterzuverwenden. Das Data Governance Framework bietet der IT-Einheit die Chance zu einer der strategisch wichtigsten Einheit des Unternehmens zu werden und die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens nicht nur zu sichern, sondern auch mitzugestalten!
Moderne IT: Vom Feuerlöscher zum Vorreiter
Eine moderne IT schafft eine Data Governance, die wie ein übersichtlicher Lageplan der Datentopografie funktioniert. Bevor Sie sich aufmachen können, ihr Governance Framework aufzusetzen, sollten Sie zuerst klare Ziele definieren, welche Sie mit einer Data Governance für Ihr Unternehmen erreichen wollen. Auch hier steht im Vordergrund die individuellen Bedürfnisse des Unternehmens zu verstehen und Ihre Data Governance-Ziele klar darauf auszurichten. Zudem bedarf es vorerst einer strikten Bereinigung der Daten sowie der zugrundeliegenden Strukturen, bevor Sie ein neues Governance Model aufsetzen. Denn auch das beste holistische Framework schafft Ihnen keinen Mehrwert, wenn die zugrunde liegende Datenqualität schlecht ist. Haben Sie diese beiden Punkte auf Ihrer Checkliste abgehakt, stellen Sie sicher, dass keine „schlechten“ Daten mehr aufgenommen werden und vermeiden so ein drohendes „Data Driven Desaster“ für Ihr Unternehmen.
Zu vermeidende gefährliche Fehler auf dem Weg zur ‚Data Driven Company‘
• Ignorieren Sie das Thema nicht! Bilden Sie stattdessen eine Task Force, welche
erste Erfahrungen mit dem Themasammelt und das Unternehmen darauf vorbereitet.
• Kein Blindflug! Definieren Sie Zielzustand sowie Datenstrategie als eine essenzielle
Säule der Unternehmensstrategie. Analysieren Sie Ihre Organisation und
identifizieren Sie, welche Skills Sie benötigen.
• Seien Sie kein Alleingänger! Nutzen Sie Ihr Netzwerk und lernen Sie von Organisationen,
welche schon weiter sind mit dem Thema. Bauen Sie ein Eco-System auf, anstatt sich abzukapseln.
• Keine weiteren Datensilos mehr! Starten Sie schon heute aktuelle Datensilos
aufzubrechen und künftige mit gezielten und abteilungsübergreifenden Maßnahmen zu vermeiden.
• Ownership first! Die Ownership der Daten darf nicht in die IT fallen – nehmen Sie die Fachbereiche in die Verantwortung. Data Governance darf nicht als ITThema abgestempelt werden.
• Lassen Sie nicht locker! Das Thema Data Governance wird einen essenziellen Bestandteil der Zukunft darstellen und sollte nicht nur als ein temporärer Trend, sondern vielmehr als eine kontinuierliche Disziplin angesehen werden.
Sind die gefährlichen Minenfelder geräumt, ist die Basis dafür gelegt, dass die IT tatsächlich eine Vorreiterrolle einnehmen kann. Nun gilt es, das Thema auch ernsthaft und nachhaltig in den Fokus der Unternehmensentscheider zu rücken. Ist zudem eine einheitliche Nomenklatur etabliert, wird auf Seiten der Fachbereiche ein Datenverantwortlicher definiert. Dann, und erst dann, sollte ein klares Vorgehen erarbeitet und entsprechende Data Skills aufgebaut oder eben eingekauft werden. Schließlich muss sich die IT vor dem Hintergrund dieser Prämissen folgende Frage ehrlich beantworten: Bin ich wirklich bereit, das Thema Data Governance anzugehen und die Vorreiterrolle in meinem Unternehmen einzunehmen?